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Wie man eine Weltmeisterin wie Cascamara züchtet?

Wir fragen Helmut Bergendahl

Jeder Züchter hat seine Vision, die er mit seiner Zucht und seinen Anpaarungen verfolgt. Für Helmut Bergendahl ist es seit jeher das Ziel, Vielseitigkeitspferde zu züchten und erfolgreich an den Sport heranzuführen.

Am Wochenende wurde die von ihm gezogene Cascamara unter Ingrid Klimke Weltmeisterin der 6-jährigen Vielseitigkeitspferde im französischen Le Lion d‘Angers und verwirklichte damit einen ganz besonderen Tag für Helmut Bergendahl und seine Familie.

Auf die Frage hin, ob ihn der Erfolg von Cascamara stolz mache, antwortet er ganz bescheiden. „Ich freue mich wie Bolle, natürlich ist das etwas ganz Besonderes. Aber das Wort „stolz“ hat für mich immer etwas von Arroganz- das mag ich ganz und gar nicht.“

Doch Helmut Bergendahl bewies über Jahre hinweg ein richtiges Händchen bei der Auswahl der Hengste und den Anpaarungen, für die er sich entschied. Cascamara ist keineswegs ein „Zufallsprodukt“. Bereits ihre Großmutter Soul Sister wurde noch von Helmut selber hocherfolgreich im Vielseitigkeitssport geritten. Aus ihr konnte er sieben Fohlen ziehen (z.B. Lord Shostakovich, der unter Niklas Bschorer bis auf 4* Niveau gekommen ist, Checkovich, mit dem Arne Bergendahl bereits 4* Platzierungen erritt und Checkevina, die unter Friederike Paradies 3* platziert ist und in diesem Jahr Fünfte der Deutschen Amateurmeisterschaften wurde), wovon fünf Nachkommen internationale Erfolge in der Vielseitigkeit erzielten. Eines der Fohlen, das keine Erfolge auf dem Konto hat, ist die Mutter von Cascamara, Taramanga. Sie hatte in jungen Jahren bereits eine Weideverletzung, zeigte sich aber hoch veranlagt. Deshalb entschied Helmut sich, sie in die Zucht zu nehmen. Das war nicht die schlechteste Entscheidung, wie sich schnell zeigte! Lamango, das erste Fohlen, ist mit Antonia Baumgart bis hin zu 3* Prüfungen erfolgreich und startete bereits bei der Junge Reiter EM für das deutsche Team. Luthien ist unter Helmuts Sohn Arne schon 8-jährig erfolgreich in 3* Prüfungen gestartet und schon in Springprüfungen der Klasse S platziert. Camango wurde schon als junges Pferd in die USA verkauft, er ist dort in Vielseitigkeitsprüfungen bis auf M-Niveau erfolgreich.

Und der Vater? Eine kleine Anekdote, denn eigentlich war Helmut begeistert von Cascadello I, dem ein Jahr älteren Vollbruder zu Cascadello II. Doch wie es das Schicksal so wollte, war in dem Jahr das Sperma von Cascadello I rar, sodass er für Taramanga auf Cascadello II zurückgriff. Seine Erfahrung zeigt mittlerweile: „In der Vererbung tun die beiden sich gar nichts, sie haben gleichermaßen gute Nachkommen für den Sport gebracht.“ So auch Captain Lutz, den Sohn von Little Rose, die aus einer anderen erfolgreichen Zuchtlinie der Bergendahls entstammt. Captain Lutz wurde früh von Dirk Schrade gekauft und hat mittlerweile unter Christian Hess mehrfach Springpferdeprüfungen der Klasse M gewonnen.

„Doch das ist eigentlich gar nicht so mein Ziel, aber ein positiver Nebeneffekt“, erzählt Helmut Bergendahl. „Wir wollen als eine der wenigen Zuchtstätten in Deutschland gezielt Vielseitigkeitspferde züchten und sie an den Sport heranführen. Natürlich ist es dann ein Sahnehäubchen, wenn solche Pferde wie Cascamara zu Reitern wie Ingrid kommen, die sie dann so weit fördern und hocherfolgreich vorstellen. Aber ich freue mich auch über jeden Anruf, wenn unsere Pferde in den unteren Klassen ihren Reitern Freude bereiten und dort erfolgreich unterwegs sind. Das bereitet mir dann mindestens genauso große Freude, zu sehen, dass unsere Pferde so gut unterwegs sind.“

Ob der Weltmeistertitel von Cascamara nun einen Einfluss auf die nächsten Anpaarungen hat? „Ehrlich gesagt sehe ich in diesem großartigen Erfolg vor allem eine Bestätigung unserer bisherigen Überlegungen. Wir haben über Jahre immer wieder interessante Stuten mit in unsere Zucht aufgenommen und versucht, erfolgreiche Linien aufzubauen. Der Sport hat sich im letzten Jahrzehnt maßgeblich verändert und wir haben unsere Zucht daran angepasst. Im Endeffekt züchten wir Pferde, die in der Vielseitigkeit ankommen, die aber auch für den Springsport nicht uninteressant sein sollen. Wir probieren immer mal neue Hengste aus und paaren dabei modernes Springblut mit Edelblut an- so wie es bei Cascamara auch der Fall ist.“

Wann Helmut Bergendahl das Talent von Cascamara entdeckte? „Ehrlich gesagt war schon ihr erster Sprung im Freispringen über einen einzelnen, kleinen Sprung sehr überzeugend. So überzeugend, dass sie 4-jährig zum ersten Mal ein Fohlen bekam. Danach wurde sie angeritten und zeigte von da an ihre Qualität. Als sie ein halbes Jahr unter dem Sattel war erstaunten wir selbst. Ihre erste Vielseitigkeitsprüfung absolvierte sie sofort so souverän, dass sie gleich eine Schleife mit nach Hause brachte. So etwas hatten wir bisher auch noch nicht. Nur drei Wochen später gewann sie dann zum ersten Mal eine Geländepferdeprüfung, mit der Wertnote 9,0. Dort sah Ingrid sie auch zum ersten Mal. Als sie dann gut 2 Monate später Westfalenchampionesse in Münster wurde und wieder mit 9,0 die Geländepferdeprüfung der Klasse A gewann und auch noch Dritte in der Geländepferde L wurde, war Ingrid erneut schwer begeistert von ihr. So kam es auch, dass sie dann ihre Box im Stall Klimke bezog.“

Übrigens gibt es auch schon einen kleinen Hengst, der mal in die Hufabdrücke von Cascamara treten soll. Taramanga bekam in diesem Jahr ein Fohlen von Alaba. Schon vor der WM in Frankreich wurde er zum gemeinsamen Projekt von Ingrid Klimke, Claudia Lauber (Cascamaras Mitbesitzerin) und Helmut Bergendahl ! „Er hat lustigerweise eine ganz ähnliche Zeichnung wie Mara.“

 

 

Ingrid Klimke- Cascamara Kronenberg 2020 / Bild: www.equipe-foto.de

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