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Interview mit Anna Siemer

„Das Beste draus machen“

Vor ein paar Wochen noch wurde der Beginn der Olympischen Saison mit Spannung erwartet. Nun sind die Turniere schon bis in den Sommer hinein abgesagt worden. Wir haben uns mal bei den Vielseitigkeitsreitern umgehört, was sie aus der Situation machen.

 

Heute: Anna Siemer

 

buschreiter: Anna, nach deiner erfolgreichen ersten Championatsteilnahme im Seniorenlager im letzten Jahr wolltest du nun ein großes nächstes Ziel mit der 5* in Kentucky angehen. Durch die Corona-Krise ist nun aber erstmal alles abgesagt. Wie ist die aktuelle Situation für dich?

„Die Situation momentan ist ja für alle gleich. Wir versuchen, zuhause normal weiter zu arbeiten und warten ab, wie und wann es mit dem Turniersport weitergeht. Natürlich haben wir unser Training der derzeitigen Lage angepasst- sprich, wir haben das Konditionstraining deutlich zurückgefahren und gehen eher mal gemütlich ausreiten, als ein Galopptraining einzuplanen. Die Pferde, die zu den Turnieren nach Italien mitsollten, haben schon seit Januar regelmäßig Galopptrainings-Einheiten absolviert. Die haben wir jetzt langsam wieder runtergefahren.“

 

buschreiter: Das AZL ist durch behördliche Maßnahmen ja zu sportlichen Zwecken geschlossen, ihr Berufsreiter dürft aber noch eurer Arbeit nachgehen. Wie gestaltest du dein Training derzeit und wie motivierst du dich momentan?

„Ja die Lage ändert sich ja momentan ständig. Nun ist ja zum Glück beschlossen worden, dass alle Bundeskaderathleten (in NRW und Niedersachsen) aller Sportarten unter bestimmten Auflagen trainieren dürfen. Deshalb können wir auch annähernd normal reiten, also auch Geländesprünge machen. Normalerweise mache ich mir selbst den größten Druck, wenn Turniere anstehen, möchte ich das bestmögliche abliefern. Das motiviert mich täglich in der Arbeit und setzt mir auch die Ziele. Dieser Druck ist gerade komplett weg, das ist auch eine gewisse Unsicherheit, dieses gewohnte Gefühl nicht zu verspüren. Aber es gibt immer etwas zu verbessern. Aus diesem Grund haben wir uns als Team für jedes Pferd klare Ziele gesetzt, was es lernen und können soll. Diese Ziele sind vor allem dressurmäßiger Natur. Wir können momentan leider nicht mit Marcus Döring zusammen trainieren und fokussieren uns derzeit sehr auf Gymnastik und die Verbesserung der Rittigkeit im Springtraining. Alle Pferde bis auf Avondale und Betel’s Bella waren in diesem Jahr schon auf Springturnieren gut unterwegs. Die beiden sind auch gut in Form und sollten etwas später einsteigen. Wir versuchen jetzt die Zeit gut zu nutzen und uns mit unseren Pferden weiter zu verbessern und vor allem die jungen Pferde gut auszubilden- wie immer, eben auch ohne Turniere. Eine ganz neue Motivation hat Virtual 5* Eventing für mich geschaffen, das ist ein tolles Projekt, zu dem wir bald mehr verraten können.“

 

buschreiter: Du arbeitest gemeinschaftlich mit deinem Team. Welche Maßnahmen helfen euch, um der Virusinfektion Corona vorzubeugen?

„Wir haben unser Team in zwei Gruppen geteilt und arbeiten in einer Früh- und einer Spätschicht. Ich bin froh, dass ich mit Kim eine tolle Reiterin im Stall habe, sodass wir uns das gut aufteilen können und jeder eine Gruppe leitet. Natürlich telefonieren wir momentan deutlich mehr und müssen uns da ganz anders absprechen, weil wir sonst eben sehr eng und Hand in Hand zusammenarbeiten. Aber auch die Aufgabe meistern wir immer besser.“

 

buschreiter: Die Ausbildungsarbeit findet zuhause statt, aber ein Stück weit gehören die Turniere ja schon zum normalen Ausbildungsweg der Vielseitigkeit dazu. Nun hast du wahrscheinlich etwas mehr Zeit, die du zuhause verbringen kannst. Hat das auch etwas Positives für dich?

„Für mich sind eigentlich alle noch nicht schulpflichtigen Kinder die großen Gewinner dieser Krise, dazu gehören auch meine Beiden. Durch die Turnierabsagen haben wir deutlich mehr Familienzeit, die ich sehr genieße. Ostern ist sonst immer ein langes Turnierwochenende, dieses Jahr konnten wir ausgiebig basteln, Ostereier färben und die Zeit zusammen verbringen. Wir müssen alle dankbar sein, dass wir gesund sind. Ich bin nicht der Typ, der jeden Tag den Kopf in den Sand stecken möchte. Wir machen das Beste aus der für alle schwierigen Zeit und hoffen, es geht bald weiter.“

 

Vielen lieben Dank für deine Worte. Bleib gesund- und wir hoffen, wir sehen dich bald wieder über die Geländestrecken galoppieren!

Anna Siemer- FRH Butts Avondale / EM Luhmühlen 2019/ Bild: Lutz Kaiser

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